Urpflanze
Jede
Pflanze ist eine spezielle Form der
Urpflanze. Das Gemeinsame aller
Pflanzen ist die Urpflanze. Die
Urpflanze ist ein Model ein Typus mit
den dazu gehörenden
Gesetzmässigkeiten. Die Metamorphosen,
die Verwandlungen offenbaren die der
Gestaltung zugrunde liegenden
Gesetzmässigkeiten.
Die Metamorphose der Pflanzen, ein
Rätsel
Seit 1980 befasse ich mich immer
wieder mit der Metamorphose der
Pflanze. Es ist etwas wunderbares zu
versuchen das Wachstum der Pflanze
nachzuvollziehen. Die Pflanze ist
Bewegung, Verwandlung. Mal ändert sie
sich langsam mal sprunghaft. Mit der
Zeit merkt man, dass die Begriffe mit
denen man zunächst an die Pflanze
herangeht wie Blatt, Achse und Wurzel
neu gegriffen werden müssen. Die
Pflanze fordert die Beweglichkeit des
Denkens heraus, starre Begriffssysteme
verspottet sie.
Es war ursprünglich mein Anliegen die
Metamorphose der Pflanze von der
Keimpflanze über die grünende und
blühende Pflanze bis hin zur
Samenbildung an Hand von Goethes
Schrift über die Metamorphose der
Pflanzen mal nach zu vollziehen.
Allerdings scheiterte mein Versuch.
Ich konnte Goethes Überlegungen nur
teilweise nachvollziehen. Können Sie
das Staubblatt in all seinen Facetten
aus dem Stengelblatt ableiten? Und wie
sehen Sie die Metamorphose zwischen
Staub- und Fruchtblatt? Ich konnte das
nicht, und so tat sich eine Kluft auf
zwischen der populären Auffassung, die
besagt dass Staub- und Fruchtblatt
Verwandlungsformen des Stengelblattes
seien und mein Unvermögen das
nachzuvollziehen. Goethes Art des
Betrachtens überzeugte mich, es
ermöglicht einen lebendigen Zugang zu
den Pflanzen. Man lernt nicht nur den
Namen kennen, man lernt auch die
Pflanze kennen, man begegnet sie. Das
war der Grund, wieso ich mich
intensiver mit der Metamorphose zu
befassen begann.
Metamorphosen im Pflanzenreich -
Lesen im Buch der Verwandlungen
Februar 2011 erschien im Verlag Freies
Geistesleben das Buch Metamorphosen im
Pflanzenreich erschienen. In dem Buch
mache ich Vorschläge für eine
Erneuerung der Metamorphosenlehre. Das
Buch berücksichtigt sowohl die
Fortschritte die die Morphologie seit
Goethe gemacht hat, als auch die
Ergebnisse der molekular-genetischen
Forschung der letzten 20 Jahre.
Inhaltlich richtet sich das Sachbuch
an Botaniker, Genetiker, Philosophen
und an alle, die sich an den
Metamorphosen der Pflanzen freuen. |
Zusammenfassung
der wichtigsten Ergebnisse
Die Arbeiten an der Metamorphose der
Pflanze führten zu einem Vorschlag zur
Erweiterung der Metamorphoselehre.
Etwas Wesentliches fehlt Goethes
Metamorphoselehre. Schlussendlich fand
ich die fehlenden Begriffen
ausgerechnet in Goethes Nachlass, dort
wo er von der organischen Entzweiung
spricht im Sinne einer Polarität. Ohne
Polarität keine Metamorphose. Ohne
Entzweiung lässt sich kein drittes
Entstehendes denken. Anstelle der von
Troll betonten Grundorgantheorie, die
auf der Unvergleichbarkeit von Wurzel,
Sprossachse und Blatt beruht, schlage
ich eine viergliedrige
Grundorgantheorie auf der Basis der
Polarität von Wurzel und Spross vor.
Der Begriff der morphologischen
Polarität ist ein Schlüssel zum
Verständnis der vegetativen
Grundorgane und führt schlussendlich
auch zum Verständnis der Trennung der
Geschlechter und Bildung der
Blütenorgane. Zusätzlich zu den vier
vegetativen Grundorganen, betrachte
ich Sporangien und Gametangien
ebenfalls als Grundorgane. Staub- und
Fruchtblatt gehen aus dem Wechselspiel
mehrerer Grundorgane hervor. Die
Pflanzenmetamorphose ist keine reine
Blattmetamorphose, mit dem Blatt
verwandeln sich ebenso Sprossachse und
Wurzel und die Fähigkeit der
Seitenwurzel- und Seitensprossbildung.
Meine Studien führten dann weiter zu
den Lebermoosen, Blattfarnen,
Schachtelhalmen und den Nacktsamigen.
Gerade beim Vergleichen dieser Gruppen
mit den Bedecktsamigen zeigt es sich,
wie vorsichtig man sein muss mit den
Begriffen, Blatt, Achse und Wurzel,
die man an den Bedecktsamigen gebildet
hat. In jeder Pflanzengruppe muss man
diese Begriffe loslassen und neu
fassen, erst dann kann man die
Pflanzengruppen fruchtbar miteinander
in Beziehung setzen. Die Plastizität
befindet sich zwischen den Begriffen.
Das Werdende fasst das Gewordene
zusammen, Steigerung.
Die Arbeit befasst sich auch mit dem
Begriff der anschauenden Urteilskraft.
Der Begriff der anschauenden
Urteilskraft ist ein gefährlicher
Begriff. Er suggeriert eine
Urteilskraft, die direkt mit dem
Anschauen gegeben ist. Das wäre eine
Fähigkeit, die jeder gerne haben
möchte: Anschauen und Wissen. Was ist
mit dem Begriff gemeint? Wenn der
Begriff auf objektive Erfahrungen
hinweist, sollte man auch als Forscher
irgendwann mit diesen Erfahrungen
konfrontiert werden, sonst hat der
Begriff keinen Wert. Mehr darüber
finden Sie in dem Buch.
Kulturpflanzen
Meine
Arbeit bezieht sich sowohl auf Wild-
als auch auf Kulturpflanzen. Behandelt
sind u. a. Mais, Weizen, Kartoffel und
Ackerbohne, es gibt auch eine
Betrachtung über Gräser. |